Endlich war es soweit. Ich würde zurück nach Mystic Falls kommen. Drei Jahre bin ich nun fort gewesen. Wohl doch ein bisschen zu lang, aber ich die Zeit in Italien ist einfach so an mir vorbeigezogen. Mit einem Seufzen lief ich den langen Gang vom Flugzeug bis zum Kofferband entlang. Ob Elena und Jeremy sich stark verändert haben? Würden sie sauer sein, weil ich damals fast schon abgehauen bin? Aber was hätte ich denn tun sollen? Diese ganze Trauer, die ich zu dem Zeitpunkt gespürt habe, war dabei mich zu erdrücken. Auch wenn meine Geschwister für mich da waren, ertrug ich es nicht in dem Haus zu leben, das ich zuvor mit meinen toten Eltern geteilt habe.
Ich schrak aus meinen Gedanken, als mich jemand anrempete. sofort sah mich die junge Frau entschuldigend an. "Tut mir leid, Miss," sagte sie. Ich nickte bloß mit einem Lächeln, als Zeichen das nichts passiert war und sie ging mit eiligen Schritten weiter. Kaum war ich in der kleinen Halle, in der die Gepäckbänder waren, ankam, stieg der Geräuschpegel rapide an. Hier waren definitiv mehr Menschen und das bedeutete für mich: Mehr Konzentration. Denn owbohl ich schon seit einem Jahr nun ein Vampir war, fiel es mit zwischendurch doch noch schwer mich zu kontrollieren. Für einen Moment blieb ich stehen und schloss die Augen. Mit all meiner Macht versuchte ich nicht auf die klopfenden Herzen um mich herum zu achten, was nach einer Minute auch zum Glück funktionierte. Schnell noch ein leichtes Lächeln aufgesetzt und ich suchte weiter das Gepäckband mit meinem Koffer.

Nach einer viertel Stunde hatte ich es gefunden und stand nun mit meinem Koffer, vor der Schiebetür zur Ankunftshalle des Flughafens. Meine Nervosität stieg. Gleich würde ich meine Schwester nach drei Jahren endlich wiedersehen können. Klar hatten wir ab und zu auch geskypt aber es war einfach nicht dasselbe. Ich gab mir einen Ruck und trat endlich durch diese Tür. Sofort sah ich viele Leute, die sich suchend nach ihrem Familienmitgliedern umsahen. Auch ich suchte jetzt meine Schwester und fand sie relativ schnell an eine Säule gelehnt. Sofort verschwanden all meine Bedenken und Freude durchströmte mich. Ich hatte sie und auch Jer wirklich schrecklich vermisst. Eilig ging ich auf sie zu. Kurz vor ihr ließ ich meinen Koffer los und fiel ihr in die Arme und drückte sie eng an mich. Aber bedacht darauf sie mit meiner Vampirkraft nicht zu zerquetschen. Nach einer Weile löste ich mich von ihr und strahlte sie mit funkelnden Augen an. "Hey Elena! Ich freue mich so das du mich abholen kannst! Du hast keine Ahnung wie sehr ich dich vermisst habe!" sagte ich ehrlich und nahm ihre Hände in meine. Dann sah ich mich erwartungsvoll um. "Wo ist Jer? Ist er nicht mitgekommen?" fragte ich gespielt beleidigt. Dann lachte ich aber. Ich konnte mir schon denken, dass er keine Lust gehabt hatte mitzukommen.

Mystic Falls. Ein Ort, den sogar Katerina Petrova als ihr Zuhause nennen konnte. Natürlich war es schwer für die schöne Vampirin überhaupt einen Ort ihr Zuhause nennen zu können, immerhin war sie es, die Jahrhunderte lang auf der Flucht vor Niklaus Mikaelson war und so natürlich nie lange an ein und demselben Ort war. Doch Falls lag ihr einfach - vielleicht hatte es mit den vielen Erinnerungen zu tun. Erinnerungen an 1864, Erinnerungen an die Salvatores. Denn auch wenn man es nicht von ihr denken würde, so empfand sie wohl noch immer etwas für beide der Salvatores. Ein Teil von ihr würde diese wohl immer lieben, sowie ein Teil auch den gut aussehenden Mikaelson, den moralischen Mikaelson lieben würde. Aber diese Dinge waren im Moment etwas überflüssiges, denn sie hatte nur ein Ziel: die Schwester - oder Cousine? Sicher war sie sich bei der Gilbert Familie langsam nicht mehr - von Elena würde heute wieder einen Fuß in das kleine verschlafene Städtchen setzen. Eine schwarze Jeans, dazu Vans - Schuhe, die gar nicht ihrem Stil entsprachen, sie zog High Heels schon immer vor, aber was sie von Elena's Stil hielt wusste jeder - und ein weinrotes Top mit Spitzenträgern zierte ihren perfekten, schlanken Körper. Klamotten, die sie selbst wohl nie so tragen würde, doch hatte sie nur ein Ziel: Elena zu sein.

In einem roten Mini - wie der, den Elena damals von ihrer Tante Jenna fuhr - flitzte die Dunkelhaarige die Straßen entlang zum Flughafen. Mystic Falls hatte natürlich keinen eigenen Flughafen, doch eine gute Autostunde entfernt würde schon bald das Flugzeug von Elena's Schwester landen. Den Mini hatte sich Katerina natürlich hermanipuliert, denn für etwas bezahlen, was sie nicht wirklich brauchte, das sah sie gar nicht ein. Schnell parkte sie ihren Wagen, betrachtete sich kurz im Spiegel und setzte ihr - langweiliges - Elena Gesicht auf, ehe sie auch schon aus dem Wagen stieg, diesen absperrte und sich zur Ankunft begab. Ihre Blicke wanderten durch diejenigen, die mit ihren Koffern endlich herauskamen und langsam wurde sie ungeduldig, noch immer auf Jolene Gilbert warten zu müssen. Nach guten fünf Minuten wurde ihr das Stehen langsam zu blöd und so stellte sie sich an eine Säule, lehnte sich elegant an diese an - jedoch nicht Katerina typisch und kurze Zeit danach hörte sie auch schon die Stimme der jungen Gilbert und sofort legte sich ein Lächeln auf ihre perfekt geformten Lippen: "Jolene! Mein Gott... ich... kann es gar nicht glauben! Lass dich drücken!", strahlend nahm 'Elena ihre Schwester' in den Arm, ehe sie sich löste und den Kopf schief legte: "Du kennst Jer doch... er vermisst seine Schwester zwar, aber... er hat natürlich Wichtigeres zu tun.... auch wenn es nur ein Playstation Spiel ist!", kurz strich sie der schönen Gilbert eine Haarsträhne hinter's Ohr und lächelte: "Du siehst wirklich toll aus... Italien hat dir gut getan... Hast du auch... gut aussehende Italiener kennengelernt?", erkundigte sie sich natürlich grinsend - so, wie sie mit ihrer Schwester sprechen würde.

Ein riesengroßer Stein fiel mir vom Herzen, als Elenas Begrüßung mir gegenüber so herzlich ausfiel und sie mich nicht abwies, wie ich vermutet hatte. Ich lächelte sie sanft an. Sie hatte sich wirklich kein bisschen verändert im Gegensatz zu mir. Na gut, aber ich schätze eine Veränderun gehörte zu einem Vampirleben einfach dazu. Außerdem war ich nicht mehr das kleine, naive Mädchen von damals. In all den Jahren hatte sich wirklich viel verändert. Ich war nun reifer, vernünftiger und auch um einiges selbstbwusster geworden. Was sich auch gerade durch meine neuen Klamotten zeigte: Schwarze Röhrenjeans, enges graues Top, meine schwarze Lederjacke und schwarze High Heels. Ich hatte mich wirklich verändert, aber was solls. Als ich Elenas Stimme wahrnahm, wachte ich aus meinen Gedanken auf und sah sie aufmerksam an. Bei ihrer erklärung wo Jeremy war, konnte ich nichts anderes tun als zu lachen. "Ja, du hast recht. Wer braucht schon eine Schwester, wenn er eine Play Station hat," grinste ich und zuckte mit den Schultern. Okay, ein wneig enttäuscht war ich schon aber ich würde ihn später noch lange genug sehen. Ich hatte meinen kleinen Bruder wirklich vermisst. Selbst wenn wir uns öfters gestritten hatten, liebte ich ihn doch vom ganzen Herzen. Doch bei dem Gedanken alleine mit Elena und Jeremy in einem Haus zu wohnen überkam mich die nackte Angst. Was ist wenn ich auf einmal durstig werden würde? Was ist wenn ich sie verletzen oder sogar töten würde? Nein! Das durfte einfach nicht passieren! Deshalb hatte ich auch schon vorgesorgt. Schon als ich noch in Italien war, hatte ich eine eigene kleine Wohnung angemietet in Mystic Falls. Dorthin konnte ich gehen, wenn ich das Gefühl hatte mich nicht mehr beherrschen zu können. Allein dieser Gedanke ließ mich wieder ein Funken Hoffnung verspüren, dass das Zusammenleben mit meiner restlichen Familie doch klappen könnte.
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass es erneut Elena war, die mich aus diesen schreckte. Ich sah auf in ihre braunene Augen lächelte leicht verlegen. "Danke Elena. Italien ist wirklich wunderschön. Irgendwann fahren du, Jer und ich da nochmal zusammen hin!" versprach ich und bei ihrer nächsten Frage legte sich ein amüsiertes Lächeln auf meine Lippen. "Gutaussehende Italiener? Nun.....ja! Da gab es wirklich einen. Er hieß Toni und war sehr charmant, aber das war eigentlich jeder Kerl dort. Also wenn die Italiener eins können, dann ist es naive Frauen um den Finger wickeln. Was ich da alles mitbekommen habe....," lachte ich leise auf, bevor ich meinen Koffer nahm. "Und? Meinst du wir können los? der musst du vorher noch irgendwohin etwas erledigen?" fragte ich mit hochgezogenen Augen und einem Schmnunzeln im Gesicht.

Elena hatte sich also kein bisschen verändert - das erfreute Katerina dann natürlich, denn dies war nur Beweis genug, dass sie wieder einmal ein gutes Schauspiel abzog. Aber so oder so wurde es für die schöne Brünette immer einfacher die Rolle von Elena einzunehmen - genau genommen musste sie einfach nur das Gegenteil von sich selbst sein. Liebenswürdig, langweilig, freundlich: America's Sweetheart eben. Nachdem Kat das Gespräch von Elena belauscht hatte, was ihr durch ihr gutes Vampir-Gehör natürlich leicht fiel, hatte sie sich ein wenig über die junge Jolene Gilbert informiert, hatte ein wenig herumgeschnüffelt und so ein wenig über Jolene erfahren, erfahren, wie sie zu ihren Geschwistern stand, was für eine Art von Schwester und junger Frau sie war und natürlich war sie - damals - eine genau so große Langweilerin, zumindest Klamotten technisch, wie Elena. "Deine... Kleidung, Jolene... Du bist wirklich zu einer erwachsenen Frau geworden... Man könnte meinen dass du die Ältere von uns bist!", scherzte sie schließlich und stuppste 'ihre Schwester' mit dem Ellenbogen an. "Grauenvoll. Es ist grauenvoll mit ihm... Aber ich glaube auch, dass er es dir noch immer ein wenig übel nimmt, dass du... gegangen bist. Du kennst Jungs. Sie sind nachtragender.", Kopf schüttelnd seufzte Katerina gespielt, ehe sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen legte: "Aber wenn er dich dann wieder sieht... sieht die Welt bestimmt anders aus. Du kennst Jer.". Man sollte natürlich nicht vergessen, dass der junge Mr. Gilbert dank ihr tot war. Mausetot. Aber Bon-Bon, die kleine Bennett Hexe hatte ihn schließlich wieder zurück ins Leben geholt und Kat war endlich Bonnie los. Mit Bennett Hexen hatte sie keine gute Erfahrung gemacht, obwohl Emily damals eigentlich ganz okay war. Klatschend blickte sie zu Jo, als diese meinte, sie müssten gemeinsam mit Jer nach Italien fahren: "Das müssen wir unbedingt, Jolene... Das wird fantastisch.". Ja, Kat mochte Italien sehr, sie konnte Jolene also gut verstehen und gut aussehende Italiener kannte Katerina selbst auch - nicht zu vergessen die Salvatores, deren Vater ein Italiener war. "Toni also...Aber ich hoffe du hast dich nicht zu sehr um den Finger wickeln lassen, Jo.", anfangs klangen die Worte der brünetten noch recht spaßig doch wurden sie gleich ernst, hoffend darauf - alles natürlich in ihrer Rolle als Elena - dass sie von keinen der Italiener benutzt wurde.
"Aber natürlich können wir los, Jo! Ich hab mein Auto falsch geparkt, also sollten wir uns so oder so beeilen.".

Ich schaute Elena gedankenverloren an, als sie mich aus meinen Gedanken riss. Verlegen lächelte ich. Sie hatte meinen Wandel also doch bemerkt, zumindest in der Hinsicht auf die Klamotten. "Ja, ich dachte ein Kleidungswechsel würde mir gut tun!" meinte ich schulternzuckend. "Aber danke. Und du bist zwar älter aber bloß ein paar Monate. Nicht mal ein halbes Jahr, also fällt es gar nicht so auf!" lachte ich amüsiert. Ja, es war komisch. Wir waren "Geschwister" obwohl wir nur ein paar Monate auseinander liegen - nein! Natürlich nicht, das geht ja auch gar nicht. Elena hatte mir aber vor einem Jahr erzählt gehabt, was sie über sich herausgefunden hat: Sie wurde adoptiert. Ich war damals mehr als geschockt, doch habe ich mich gleichzeitig gefragt: Wie dumm oder naiv wir gewesen sein müssen, unsere Eltern nie nach unseren merkwürdigen Geburtstagen zu fragen. Jetzt ist es aber auch egal. Vergangen ist vergangen und ich liebe Elena ja trotzdem immer noch wie eine richtige Schwester und daran wird sich auch nie etwas ändern! Ein zärtliches Lächeln zierte meine Lippen, als alte Erinnerungen an Elena, Jeremy und mir in meinem Kopf auftauchten. Doch schon im nächsten Augenblick wurde meine relativ gute Laune wieder zerstört, als meine Schwester auf Jeremy zu sprechen kam. Ich senkte niedergeschlagen und beschämend den Kopf. Bei ihren aufmunternden Worten sah ich sie unsicher an. "Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich kann ihn wirklich verstehen. Ich war so egoistisch und habe euch und besonders Jeremy in seiner schwierigsten Phase seines Lebens alleine gelassen! Es tut mir furchtbar leid. Ich hoffe nur wirklich du hast recht und er verzeiht mir!" murmelte ich am Ende. Doch noch bevor ich in trübselige Gedanken abschweifen konnte, kam Elena auf die Italiener zu sprechen. Ich grinste sie an, doch nur solange bis sie mich besorgt ansah. Ehrlich legte ich meine Hand auf ihre Schulter und meinen Kopf etwas schief. "Elena! Würde ich, ausgerechnet ICH, mich je um den Finger wickeln lassen von einem Mann?" fragte ich und hob die Augenbrauen. "Wir sind eindeutig das stärkere Geschlecht, wenn hier jemand um den Finger gewickelt wird, dann sind es die Männer!" lachte ich und legte dann einen Arm ihre Schulter. "Ohoh. Im Halteverbot? Elena, Elena....so rebellisch kenne ich dich ja gar nicht," tadelte ich sie gespielt.
Dann nahm ich meinen Koffer und sah sie glücklich an. "Na dann mal auf nach Hause," sagte ich voller Vorfreude und ging mit ihr in Riochtung Parkplatz.
Auch wenn ich äußerlich ziemlich gelassen wirkte, breitete sich in mir schon wieder Panik aus. Wie komme ich überhaupt ins Haus rein? Was ist wenn sie mich nicht hereinbittet? Doch das wird sie schon.....hoffe ich!